Dressurgedanken zum American Saddlebred Horse und anderen Gangpferden


Um ein Pferd dauerhaft gesund zu erhalten gehört gymnastizierende Dressurarbeit zum Ausbildungsprogramm. In der Heeresdienstvorschirft von 1912 wird schon zur dauerhaften Gesunderhaltung der Militärpferde nur nach gymnastizierenden Dressurgrundsätzen gearbeitet. Dies ist bis heute gültig.

Das enorme Dressurtalent des American Saddlebred Horse gepaart mit seinem Arbeitswillen macht uns die Arbeit oft einfach, wenn man gewissenhaft nach den gymnastizierenden Grundsätzen, die mit Takt, Losgelassenheit und Anlehnung beginnen, sein Pferd trainiert. Jedoch wollen die meisten von uns unsere Saddlebreds auch noch im Tölt bis ins hohe Tempo, dem Rack, reiten. Das macht die Dressurarbeit oft nicht einfacher, weil das Pferd die Möglichkeit hat, sich schon bei kleinsten Verspannungen in der Arbeit,  in den Tölt zu entziehen. Deshalb ist es unbedingt notwendig sein Pferd verständig und gefühlvoll auszubilden und wirklich zu verstehen, was Gymnastizierung bedeutet und wie sich ein reel gymnastiziertes Pferd anfühlt. Zur Erläuterung wollen wir auf die wichtigsten Punkte etwas näher eingehen.

Der Takt: Mit Takt fängt alles an! Der Takt im Schritt muss so ausgearbeitet werden, dass das Pferd weder hastet oder zackelt, noch schleppend durch die Bahn schleicht. Als hervorragendes Mittel den Takt im Schritt zu trainieren, hat sich das Reiten im Gelände als besonders effektiv herausgestellt. Hierbei ist die Zügelführung erst einmal eher lang bis hingegebe  zu wählen, denn ein dauerhaft an der Trense festgehaltenes Pferd wird seinen Schritt nie zum Schreiten bringen können.  Ein  guter Takt ist das räumliche und zeitliche Gleichmaß in allen Schritten, Tritten und Sprüngen. Allein einen schreitenden taktklaren Schritt zu reiten ist schon viel leichter geredet als geritten. Ein taktklarer Schritt ist zu jeder Zeit locker über den Rücken mit einer gedehnten Oberhalslinie, locker im Genick und weit untertretendem Hinterbein sowie locker pendelndem Schweif. Es kommt darauf an, dass der Reiter das Pferd so wenig wie möglich stört und so gut wie möglich fördert. Das bedeutet, dass der Reiter immer in der Lage sein muss, dem Pferd durch vermehrte Gewichtsaufnahme In den Bügeln, den Rücken des Pferdes frei zu machen. Ohne eine locker über den Rücken schreitende Muskulatur ist an spätere höhere Lektionen der Versammlung etc. jetzt schon nicht mehr zu denken. Es ist unbedingt notwendig den Takt soweit und solange zu fördern, bis das Pferd zu seiner Losgelassenheit findet.

    So ist es falsch. Das Pferd ist deutlich in Maul und Genick fest, hat keinen gedehnten Oberhals, fast schon Tendenz zum Unterhals. Der Widerrist  hebt sich nicht, der Rücken ist festgehalten und die Hanken beugen  sich schlecht, die Gewichtsverteilung ist vorhandlastig.

Die Losgelassenheit: Losgelassen bedeutet für Pferd und Reiter nicht nur die Losgelassenheit in der Muskulatur, also die physische, sondern auch die Losgelassenheit im Geist, also die psychische. Denn im Geist fängt die Losgelassenheit an. Sich zu jeder Zeit darauf einlassen zu können ist ebenfalls viel leichter gedacht als gemacht. Als Grundvorraussetzung müssen sich Pferd und Reiter in der Umgebung wohl fühlen. Das Equipment des Pferdes muss passen. Pferd und Reiter müssen beide verstehen und mögen, was es zu trainieren gilt. Harmonie ist hier das Zauberwort! Losgelassenheit bedeutet also nichts anderes als losgelassen in Muskulatur und Geist zu sein. Wenn Takt und Losgelassenheit gefunden sind,  kann man beginnen, die Anlehnung zu erarbeiten.

Anlehnung: Die Anlehnung bedeutet, dass das Pferd die Hilfen des Reiters bereitwillig annimmt und ausführt ohne den Verlust der Losgelassenheit und oft auch des Taktes. An sämtlichen Reiterhilfen findet das Pferd Anlehnung (Hand, Sitz, Beine). Jeder von uns hat es schon mal erspürt, wie es sich anfühlt, wenn das Pferd beim Aufnehmen der Zügel sich im Genick festzieht, die Muskulatur des Rückens verkrampft und in diesem Moment Takt und Losgelassenheit verloren gehen. Reel gerittene Anlehnung bedeutet also, dass das Pferd an den Hilfen steht und dabei Takt und Losgelassenheit beibehält. In der Ausbildung eines Gangpferdes dauert das korrekte Ausarbeiten von Takt, Losgelassenheit und Anlehnung bis zu mehrere Jahre.

        So ist es schon etwas besser. Der Widerrist  ist noch nicht genügend angehoben, das Pferd hat zu wenig Hankenbeugung. Es ist noch zu eng in der Ganasche und der Oberhals könnte noch besser gedehnt sein, der Rücken müsste sich mehr heben, die Gewichtsverteilung ist nicht mehr vorhandlastig.

Als Beispiel das Schulterherein: Das Schulterherein wird, wie jeder Seitengang, im gleichen Maß vorwärts wie seitwärts geritten und das Pferd ist im gleichen Maß vom Genick bis zur Schweifrübe gebogen. Diesen Seitengang auszuarbeiten, so dass das Pferd nicht am inneren Zügel den Kopf und Hals nach innen gezogen bekommt, bedarf gewissenhaftester Ausbildung. Bei einem korrekten Schulterherein wird das Pferd  am inneren Bein gebogen und vorwärts geritten, wobei der äußere Zügel in dem Maß nachgibt, wie es nötig ist, um eine Biegung zuzulassen. Der äußere Zügel dient auch dazu das Pferd vorwärts zu reiten. Die diagonale Hilfengebung sollte idealer Weise immer und zu jeder Zeit so abgestimmt sein, dass dieser Seitengang auch am durchhängenden inneren Zügel geritten werden kann. Zitat von Egon von Neindorff:“ Ein Seitengang ist nur dann etwas wert, wenn er auch am durchhängenden inneren Zügel geritten  werden kann.“

Nun stellt man sich vor, dies auch noch im Trab, im Tölt und im Galopp zu wollen. Und dann fällt einem schon auf, wie lange es korrekter Ausarbeitung bedarf, um das Schulterherein mit Takt, Losgelassenheit und Anlehnung in allen vier klar voneinander getrennten Gängen zu reiten. Nun nützt es aber nichts durch endlose Wiederholungen zu versuchen das Schulterherein zu üben, denn dann geht einem sehr schnell der Impuls also der selbstständige Gedanke an Vorwärts des Pferdes verloren.  Es gilt also auch das Pferd nicht zu langweilen, sondern an der gemeinsamen Arbeit zu interessieren. Als sinnvoll hat sich herausgestellt, das Pferd solange zu lösen, bis es wirklich über den Rücken schwingt um erst dann an versammelnden Lektionen zu arbeiten.  Hierbei muss darauf geachtet werden, dass das Pferd nicht auf der Vorhand trampelt, sondern durch gezielte Reiterhilfen immer an die Idee der Lastaufnahme durch die Hinterhand erinnert wird. Sobald die versammelnde Übung, wie z.B. das Schulterherein nicht mehr über Takt und Losgelassenheit verfügt, muss zur lösenden Arbeit zurück gefunden werden. Erst wenn ein einfacherer Seitengang wie das Schulterherein wie bezeichnet geritten werden kann, ist daran zu denken mal an einer langen Seite das Pferd ein wenig in Traversstellung bzw. Kruppeherein zu arbeiten um später auch zu höheren Lektionen zu finden.,

Um die Seitengänge genügend taktmäßig vorwärts reiten zu können darf niemals der Impuls des Pferdes, also der Gedanke an Vorwärts,  verloren gehe! Deshalb muss der Gedanke an Vorwärts und der Schwung des Pferdes in Trab oder Galopp gefördert werden.

Schwung:  Schwung entsteht nur in Gangarten mit einer Schwebephase, also dem Trab und Galopp. Es bedeutet das elastische fleißige Vorwärtstreten des Hinterbeines durch den Körper des Pferdes bis an das Gebiss heran, ohne dass Takt und Losgelassenheit verloren gehen. Es bedeutet aber auch den fleißigen Impuls des Pferdes dies leisten zu wollen.  Viel leichter geredet als geritten…Losgelassenen Schwung kann man nicht treiben, sondern er muss vom eigenen Laufwillen, also dem Impuls des Pferdes geleistet werden. In der Dressursprache nennt man dies: „Das Pferd nimmt den Reiter mit.“ Wenn das Pferd den Reiter mitnimmt in Takt, Losgelassenheit, Anlehnung und Schwung, kann man immer mehr zum Lektionen reiten finden und vermehrt die dadurch einhergehende Verschiebung der Balance auf die Hinterhand ausarbeiten. Um weiterführende versammelnde Übungen auf beiden Händen gleichermaßen leisten zu können, muss das Pferd gerade gerichtet werden.

Geraderichtung: Das Geraderichten bedeutet, dass die angeborene hohle und die auf der anderen Hand liegende gedehnte Seite des Pferdes aneinander muskulär dehnfähig angepasst werden, so dass beide Seiten des Pferdes gleichermaßen gelöst und bemuskelt sind. Das heißt, die hohle Seite muss gedehnt werden und die gedehnte Seite muss verkürzt werden, sodass Handwechsel, Stellung und Biegung auf beiden Händen vom Pferd locker geleistet werden können und dass das Pferd auf der Geraden sowie in Biegungen mit Vorhand und Hinterhand in einer Spur läuft. Wobei Stellung nichts anderes bedeutet, als dass die jeweils innere Muskulatur locker ist und zum  Biegen bereit.
Ist das Pferd geradegerichtet, können weiter versammelnde Übungen auf beiden Händen ins Trainingsprogramm einfließen.

So ist es gut. Das Pferd hat deutliche Hankenbeugung, einen gehobenen Widerrist und eine gut gedehnte Oberhalslinie, sowie ein fleißig unterfußendes Hinterbein.

 

Versammlung: Versammlung bedeutet die Balanceverschiebung auf die Hinterhand bei gleichzeitiger vermehrter Fähigkeit zur Hankenbeugung. Das Pferd verkürzt sich. Die Versammlung ist erreicht, wenn das Pferd an leichter Hand mit gedehnter Oberhalslinie und aufgerichtetem Widerrist über den Rücken geht und die Hanken vermehrt beugt. Versammlung geht einher mit vermehrter Aufrichtung, der relativen Aufrichtung des Pferdes. Relative Aufrichtung ist das Ergebnis gewissenhafter Ausbildung und nicht das Ausbildungsziel. 
Da der Tölt in der Regel mehr Aufrichtung benötigt, als der Trab, nun noch ein paar Worte zum Tölt. Im Tölt den nötigen Grad der Aufrichtung zu reiten, muss erfühlt und gefördert werden, sodass das Pferd den Tölt gut leisten kann. Das soll heißen, dass das Pferd vorne im Widerrist nach oben angehoben werden muss, um mit der Vorhand leicht zu werden. Ansonsten ist die Gefahr sehr groß, dass man das Pferd auf die Hand bekommt, das Pferd den Rücken runter drückt und fest stellt, also vom Genick an über den Rücken fest ist und keine Hankenbeugung möglich ist. Beim Tölt sollte also immer „eine leichter Hand“ Vorrang vor allem anderen haben. Mit einer „leichter Hand“ ist keinesfalls das Wegwerfen der Zügel gemeint, sondern der immer währende Gedanke an eine nachgebende Zügelhilfe, welche unbedingt immer unmittelbar auf eine annehmende zu folgen hat.

Als sinnvoll hat sich für das Tölttraining  die Ovalbahn oder besser noch das Gelände etabliert. Der Tölt lebt in erster Linie vom eigenen Laufimpuls des Pferdes und kann nur schwer getrieben werden, ohne dass das Pferd sich fest macht. Deshalb muss man hier besonderen Wert auf Gehwillen bzw Lauffreude und nicht auf „Rase“-Wahnsinn legen. Geschwindigkeit kommt auch hier später von ganz alleine. Takt im Tölt mit aufgerichtetem Widerrist und an leichter Hand geritten gepaart mit lösender und versammelnder Dressurarbeit und dies im nötigen Maß ergänzend bzw. abwechselnd geritten bringen uns nach und nach einen Tölt mit einer Tempovarianz zwischen Töltpiaffe und extrem schnellem Rack.

Eine etwas ungünstige Perspektive, aber gut zu erkennen ist der deutlich gehobene Widerrist und die gleichmäßig rund gedehnte Oberhalslinie. Das Pferd ist leicht an der Hand und locker über den Rücken. So ist es richtig.

In diesem Ausbildungsstand können schwierigste Dressurlektionen und bester Rack leicht geleistet werden, d.h. leicht an der Hand und leicht im Geist, als wenn man mit geschlossenen Augen mit seinem geliebten Partner den herrlichsten Walzer seines Lebens tanzt, der niemals enden soll.

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